2025 – Internationales Jahr des Gletscherschutzes
Gletscher prägen seit jeher das Gesicht der Alpen – und damit auch das Herz unseres Bergsports. Ihre Zungen haben Täler geformt, ihre Schmelzwasser speisen Bäche und Seen, die bis heute unzählige Almregionen und Hütten versorgen. Doch dieses Bild gerät zunehmend ins Wanken: Der Klimawandel lässt die Gletscher dramatisch schrumpfen. Allein in den Alpen ist in den vergangenen zehn Jahren rund ein Viertel des „ewigen Eises“ verloren gegangen – ein Prozess, der sich weiter beschleunigt.
Das große Schmelzen
Das Jahr 2025 brachte erneut verheerende Verluste. „Das Gletscherjahr 2025 war einmal mehr sehr schlecht“, berichtet Glaziologe Matthias Huss, Leiter des Schweizer Gletschermessnetzes GLAMOS. Drei Prozent des Eisvolumens der Schweizer Gletscher gingen allein in diesem Jahr verloren – rund 1,4 Milliarden Kubikmeter Wasser, so viel wie acht Milliarden Badewannen. Schnee- und Wassermangel, Hitzewellen und der Rückgang des Permafrosts beschleunigen die Eisschmelze dramatisch. Bereits über 1.000 kleinere Gletscher in den Alpen sind verschwunden.
Mit der Schmelze destabilisieren sich ganze Gebirgshänge. Immer häufiger kommt es zu Bergstürzen, Murgängen und Lawinen aus Gletschereis – wie etwa im Lötschental oder am St. Anna-Firn in der Schweiz. Auch Berghütten geraten zunehmend in Gefahr: Versiegende Quellen, auftauender Felsboden oder instabile Moränen zwingen zu aufwendigen Anpassungen oder gar Standortverlagerungen. Ein Beispiel ist die Mutthornhütte im Berner Oberland, die 2022 aus Sicherheitsgründen abgebaut werden musste. Der Fels unter dem Fundament drohte abzubrechen. Die neue Hütte entsteht nun einen Kilometer entfernt – auf sichererem Grund, aber in einer Landschaft, die sich in wenigen Jahren stark verändert hat.
Lebensspender und Kulturerbe
Rund 70 Prozent des weltweiten Süßwassers sind in Gletschern gebunden. Auch in den Alpen sorgt ihr Schmelzwasser im Sommer für Trinkwasserversorgung, Energiegewinnung und ökologische Stabilität. Gleichzeitig sind sie Archive des Klimas: In ihren Eisschichten lagern Daten aus Jahrtausenden, die Aufschluss über die Geschichte unserer Atmosphäre geben. Ihr Verlust bedeutet nicht nur das Ende einzigartiger Lebensräume, sondern auch das Verschwinden eines Teils unserer Natur- und Kulturgeschichte. Für Bergsteiger:innen sind Gletscher faszinierende, aber auch anspruchsvolle Ziele – Symbole für die Schönheit und Verletzlichkeit der Berge. Ihr Rückzug steht sinnbildlich für die Dringlichkeit, den Klimawandel zu bekämpfen.
Ziele des Themenjahres
Das Internationale Jahr des Gletscherschutzes 2025 konzentriert sich auf mehrere Handlungsfelder: die weltweite Ausweitung von Beobachtungssystemen, die Entwicklung von Frühwarnsystemen für Naturgefahren, nachhaltige Wasserwirtschaft, den Schutz kulturellen Erbes sowie die Einbindung junger Menschen in den Klimaschutz. Für den DAV steht dabei im Mittelpunkt, den Zusammenhang zwischen Gletscherschutz, Bergsport und nachhaltigem Tourismus sichtbar zu machen. Viele Sektionen engagieren sich bereits durch klimafreundliche Hüttenbewirtschaftung, Bildung und Sensibilisierung. Jede Tour, jeder Aufenthalt in den Bergen kann ein Beitrag zum bewussteren Umgang mit dieser sensiblen Landschaft sein.
Ein Tag für die Gletscher
Ein besonderer Meilenstein ist die Einführung des Welttags der Gletscher: Ab 2025 wird jedes Jahr am 21. März weltweit an die Bedeutung der Gletscher erinnert. Der Tag soll das Bewusstsein für ihre zentrale Rolle im Klimasystem schärfen und zum Handeln motivieren. Zudem markiert 2025 den Auftakt zur UN-Dekade für Kryosphärenwissenschaften (2025- 2034). Begleitend widmet sich der UNESCO-Welt-wasserbericht dem Thema „Hochgebirge und Gletscher“.
Verantwortung übernehmen
Die Gletscher der Alpen sind Teil unseres natürlichen und kulturellen Erbes. Ihr Schutz bedeutet, Lebensräume, Wasserspeicher und die Zukunft des Bergsports zu bewahren. Das Internationale Jahr des Gletscherschutzes und der neue Welttag der Gletscher laden uns alle ein, Verantwortung zu übernehmen – damit auch kommende Generationen die Faszination der „ewigen“ Berge erleben können.