Naturwissenschaftlicher Vortrag von Johannes Aufgebauer während einer Wanderpause in einem Wald vor 8 Wanderern | © DAV Münster

Münsters Wilder Norden

25.02.2025

Am 30. März 2024 trafen sich 10 Mitglieder des DAV am Bahnhof Münster Zentrum Nord, um unter Führung von Johannes Aufgebauer (Leiter der DAV-Geschäftsstelle) an einer Wanderung durch „Münsters Wilden Norden“ nach Greven teilzunehmen.  

Durch Coerde ging es zunächst am Rande der Rieselfelder Richtung Kanal. Unterwegs wurde in einem Bruchwald der Unterschied zwischen Windwurf und Windbruch erläutert und es wurde kurz auf die große Bedeutung der Rieselfelder als FFH-Gebiet (Flora-Fauna-Habitat), insbesondere als Vogelschutzgebiet, eingegangen. 

Weiter ging es eine Weile am Kanal entlang, wo uns Johannes die üblichen Querschnitte von Kanälen erläuterte, mit den damit verbundenen ökologischen Vor- und Nachteilen. Auch auf die Einwanderung von Neozoen (Tiere, die bei uns ursprünglich nicht heimisch waren und z. B. im Ballastwasser von Schiffen zu uns gekommen sind) kam Johannes zu sprechen. Anschließend streiften wir das Boltenmoor, wo wir u. a. über die Bedeutung von Mooren als CO2-Speicher im Zusammenhang mit dem Klimaschutz sprachen.  

Als besonders reizvoll empfanden wir, wie sich der Gellenbach durch die Bockholter Berge schlängelte: in vielen Mäandern mit Prall- und Gleithang, wie uns Johannes anschaulich erklärte. Daran an schlossen sich einige waldbauliche Erläuterungen zum Dauerwald, wie ihn der Forstwissenschaftler Möller erstmals vor über 100 Jahren definierte: ein Forst mit standortgerechten Bäumen und einer gesunden Altersstruktur. Aber auch eine teilweise „offene“ Landschaft wurde in den Bockholter Bergen vom Naturschutz als Ziel definiert, weil solche Flächen ebenfalls hohen ökologischen Wert haben können. Wir passierten eine kleine Heide-Fläche, die aber nur Bestand haben wird, wenn dort regelmäßig Schafe weiden. 

Der Aspekt, dass wir in Mitteleuropa in aller Regel kaum noch Wildnis haben, sondern dass wir in einer Kulturlandschaft leben, wurde uns an einigen Stellen auf unserer Wanderung deutlich. Nach einem längeren Wegstück an der Ems entlang erreichten wir schließlich Greven. Dort gab es in den letzten Jahren umfangreiche Maßnahmen zur Renaturierung und zum Hochwasserschutz. Baumaßnahmen zur Überwindung von Gefälle ohne Staustufen, Flachwasserzonen und Bereiche, die bei Hochwasser überschwemmt werden dürfen. Die Feuertaufe hat das neue System nach dem sehr niederschlagsreichen Winter 2023/24 schon bestanden. 

Dank an Johannes für die vielseitigen und kompetenten Erläuterungen zu Natur und zu Maßnahmen von Erhaltung bzw. Wiederherstellung. Per Zug ging es gegen 16:00 Uhr zurück nach Münster. 

Text Heinrich Hersemann