Fischerweg in Portugal | © DAV Münster

Der Fischerweg in Portugal – sechs Etappen auf einem der schönsten Küstenpfade Europas

25.11.2025

Schon lange hatten wir den Fischerweg im Südwesten Portugals auf unserer Wanderliste. Im Frühjahr 2025 war es endlich so weit: Mit Bahn und Flugzeug reisten wir nach Lissabon und fuhren weiter mit dem Bus in das kleine Fischerdorf Porto Covo. Von hier wollten wir in sechs Etappen einen Teil des berühmten Küstenweges erkunden.

Der Fischerweg (Trilho dos Pescadores) gilt als einer der schönsten Küstenwanderwege Europas. Er ist Teil der Rota Vicentina und führt auf rund 226 Kilometern in 13 Etappen von Porto Covo bis Sagres am Cabo de São Vicente, dem südwestlichsten Punkt Europas. Ursprünglich legten Fischer diese Pfade an, um Zugang zu abgelegenen Angelplätzen zu haben. Heute folgen Wanderer denselben Spuren, oft dicht an den Klippen entlang – stets begleitet vom Rauschen des Atlantiks, dem Duft wilder Kräuter und dem Anblick von Störchen, die ihre Nester spektakulär direkt über dem Meer bauen. Die Route verläuft durch den Naturpark Parque Natural do Sudoeste Alentejano e Costa Vicentina. Sie bietet wilde Strände, schroffe Steilküsten, Dünenlandschaften und kleine Fischerdörfer. Offiziell wird der Weg als leicht bis mittelschwer eingestuft: Die Höhenmeter sind gering, doch die sandigen Pfade auf den Klippen erfordern Kondition. Zudem braucht man Trittsicherheit und Schwindelfreiheit, da die Route stellenweise nah am Abgrund verläuft.

Praktisch: Die Etappen enden meist in kleinen Ortschaften mit Übernachtungsmöglichkeiten. Dennoch sollte man besonders in der Hochsaison frühzeitig buchen. Die beste Zeit zum Wandern liegt zwischen September und Juni – im Hochsommer wird es schlicht zu heiß. Wir entschieden uns für Ende April bis Anfang Mai, eine ideale Reisezeit: angenehme Temperaturen, blühende Landschaften und noch nicht zu viele Wanderer unterwegs. Schon die erste Etappe hatte es in sich: Von Porto Covo aus ging es stundenlang durch tiefen Sand, bei Hitze und ohne Schatten. Jeder Schritt wurde zur Anstrengung, und uns wurde schnell klar, warum Wasser das wertvollste Gut auf diesem Weg ist. Einkehrmöglichkeiten gibt es so gut wie keine, denn die Route verläuft fast ausschließlich durch unberührte Natur. Alles, was man braucht, muss im Rucksack mitgetragen werden. Das galt dann auch für die weiteren Etappen.

So gab es für uns abends die immer gleiche Challenge: In der Unterkunft ankommen, noch schnell in den Supermarkt, für den nächsten Wandertag einkaufen und dann ein Restaurant suchen. Trotz einiger schwieriger Momente – in Almograve war wie in ganz Portugal der Strom ausgefallen, sodass wir nicht in unsere Wohnung konnten, weil der Zugangscode nicht aufs Handy geschickt wurde. Oder in Arrifana: Dort wollten wir eigentlich per Taxi zurück nach Aljezur fahren, um unseren gebuchten Bus zu erreichen, doch kein Fahrer wollte in den Ort kommen und uns abholen. Bei all diesen kleinen Problemen half jedoch die offene und unkomplizierte Art der Portugiesen: In Almograve holten Nachbarn schnell die Vermieterin und in Arrifana nahmen uns drei Surferinnen kurzerhand im Auto mit nach Aljezur.

Wir haben die folgenden sechs Etappen erwandert:
• Etappe 1: Porto Covo – Vila Nova de Milfontes (20,5 km, ca. 8 Std.)
  Tiefsand, Hitze und keine Schattenplätze, aber traumhafte Buchten.
• Etappe 2: Vila Nova de Milfontes – Almograve (14,7 km, ca. 5,5 Std.)
  Eine abwechslungsreiche Strecke, unter anderem mit Flussüberquerung des Rio Mira (per Fähre).
• Etappe 3: Almograve – Zambujeira do Mar (22 km, ca. 7 Std.)
  Eindrucksvolle Klippen, lange Dünenwege, kleine Strände. Zambujeira als Etappenziel mit idyllischer Fischerort-Atmosphäre.
• Etappe 4: Zambujeira do Mar – Odeceixe (18,9 km, ca. 7 Std.)
  Eine der schönsten Etappen: wilde Küste, Storchennester und schließlich der malerische Flusslauf des Ribeira de Seixe.
• Etappe 5: Odeceixe – Aljezur (22,6 km, ca. 7 Std.)
  Wechsel zwischen Küste und Inland, viel Natur, weite Ausblicke, kaum Infrastruktur unterwegs.
• Etappe 6: Aljezur – Arrifana (17,1 km, ca. 6 Std.)
  Abschluss mit eindrucksvollen Klippen und einem Hauch Surfer-Lifestyle in Arrifana.

Der Fischerweg hat uns mit seiner Vielfalt an Landschaften und Eindrücken vollkommen in seinen Bann gezogen. Nirgendwo sonst haben wir so eindrucksvoll die Kombination aus wilden Klippen, einsamen Stränden, Dünenlandschaften und kleinen Küstenorten erlebt. Besonders in Erinnerung bleiben die endlosen Ausblicke über den Atlantik, das Spiel der Wellen an den Felsen und die Störche, die ihre Nester spektakulär über dem Meer bauen. Jeder Tag bot neue Eindrücke, und doch blieb das Gefühl von Weite und Ruhe stets bestehen.

Für uns war der Fischerweg eine Reise, die nicht nur schöne Bilder, sondern auch bleibende Erinnerungen geschenkt hat – ein Küstenpfad, der uns beeindruckt und nachhaltig begeistert hat.

Text: Volker Kespohl