(Schnee-)Wanderung durch den Karkonosze-Nationalpark (Polen)


2018 – Wandern

(Schnee-)Wanderung durch den Karkonosze-Nationalpark (Polen)

10.-13. Februar 2018

Teilnehmer: 
Raphael (Chef im Ring), Josy, Dana, Meike, Julian, Kai, Matthias, Heinz, Daniel, Tomek, Mihaeł und Olf


Das Riesengebirge im Grenzgebiet Polen-Tschechien… zur Winterzeit ein ideales Terrain für ein Wandererlebnis der besonderen Art. Es stellt Mensch und Ausrüstung auf eine harte Probe und fordert neben einer guten Kondition eine gewisse Kälteresistenz von den Wanderern. 
Aber von Anfang an…
Pünktlich zur verabredeten Zeit fanden sich alle Teilnehmer im polnischen Szklarska Poreba (dt. Schreiberhau) ein. Nach einer kurzen Begrüßung und Klärung einiger Formalitäten begannen wir mit dem Aufstieg zur Hala Szrenicka (dt. Neue Schlesische Baude, 1.195m NN). Der ca. 5,5 km lange Wanderweg zur Hütte führte uns am Wodospad Kamienczyka (dt. Zackfall ) vorbei. Hierbei handelt es sich um den längsten Wasserfall der Region, der zu dieser Jahreszeit gänzlich zugefroren ist und mit seiner skurrilen  Form den Betrachter zum Fotografieren einlädt. 
Mit zunehmenden Höhenmetern wurde es winterlicher und die Rundumsicht war durch die tiefhängenden Wolken deutlich eingeschränkt.
In der ausgebuchten Berghütte standen der Gruppe zwei Schlafräume zur Verfügung. Schnell waren die Schlafplätze verteilt, so dass noch Zeit für einen ca. 1,5 km langen Aufstieg zur Szrenica (dt. Reifträgerbaude, 1.362m NN) blieb. Rechtzeitig vor Einbruch der Dunkelheit erreichten wir die Baude und uns bot sich ein phantastischer Sonnenuntergang oberhalb der Wolkendecke. Ein schöner Abschluss eines langen (Anreise-) Tages.
Die Hütten des Riesengebirges sollte man abends vor 18.00 Uhr erreichen. Nur so kann man sicher gehen, noch ein Abendessen bestellen zu können. Dieser Umstand bewog uns zu einem frühen Aufbruch am nächsten Tag. Nach einem (Selbstverpfleger-) Frühstück verließen wir um 07.00 Uhr in der Früh die Unterkunft. 
An diesem Morgen erwarteten uns minus 12°C (gefühlt -18) und Starkwind um die 70 km/h. Zudem liefen wir bis mittags in einer dichten Wolkendecke, so dass wir außer dem vorausgehenden Wanderer und den Pflöcken der Wegbegrenzung so gut wie nichts sehen konnten. Hier herrschte die Natur und überzog Mensch und Material mit einer frostigen Eisschicht. 
Nach ca. 12 km Wegstrecke erreichte die Gruppe die Odrodzenie Baude (dt. Jugendkammhaus Rübezahl, 1.236m NN). Gelegenheit zum „Entfrosten“ und Mittagessen.
Nach einer ausgiebigen Pause ging’s dann weiter zur Dom Slaski (Schlesierhaus, 1.400m NN), unserer Unterkunft für die nächsten beiden Nächte. Der Weg zum Schlesierhaus sollte nochmals über 8 km lang sein, aber Petrus meinte es nun mit der Gruppe besser und spendete zumindest zweitweise Sonnenstrahlen. Diese erwärmten nicht nur die Herzen der Wanderer, sondern gab stellenweise den Blick auf eine einzigartige und bizarr anmutende Schnee- und Eislandschaft frei. Irgendwie hatte man nicht das Gefühl, auf dem Kamm eines Mittelgebirges unterwegs zu sein, vielmehr passte der Anblick eher zu einer skandinavischen Hochebene. Einfach phantastisch!
Zum Ende des Wandertags (20,5 km, 1.200 positive HM) hatten uns die Wolken wieder, so dass wir die Sniezka (dt. Schneekoppe, 1.603m NN), an dessen Fuß das Schlesierhaus lag, nicht wahrnehmen konnten. 
Die Nachtlager waren schnell verteilt und nach einem schnellen Abendessen reflektierte die Gruppe bei ein paar Getränken die Anstrengungen des Tages und die gewonnenen Eindrücke.
Es ging früh in die Schlafsäcke, denn der nächste Tag sollte den Wanderern wieder einiges abverlangen.
Wir verzichteten auf das für 09.00 Uhr angebotene Frühstück. Die Frühaufsteher konnten vor 07.00 Uhr einen kurz andauernden Sonnenaufgang genießen und als sich die Gruppe dann um 08.00 Uhr zur Besteigung der Schneekoppe aufmachte, hatten uns die Kälte, der scharfe Wind und die Wolken wieder. 
Wer nicht schon am vorausgegangenen Tag die Schneeschuhe angeschnallt hatte, war nun auf jeden Fall in der Pflicht. Die Wegeseite des Berges war stark beschneit und ohne Schneeschuhe oder Steigeisen kaum begehbar. 
Nach etwas mehr als einer Stunde Gehzeit erreichten wir den Gipfel der Schneekoppe. Hier verläuft übrigens auch die Grenze zwischen Polen und Tschechien. Die Gebäude auf dem Gipfel schienen von einem ewigen Eis überzogen. Wolkenverhangen tauchten auf polnischer Seite eine futuristisch anmutende Bergbaude (touristisch erschlossene Gipfelstation) aus den frühen 1970er Jahren und die Laurentiuskapelle auf.  Auf der tschechischen Seite steht eine Poststation. Alle Bauden werden aber nur in den Sommermonaten betrieben.
Und wieder hatte Petrus ein Einsehen mit der Wandergruppe und schicke Sonnenstrahlen, so dass wunderschöne Fotos entstehen konnten. Überhaupt klarte nun das Wetter spürbar auf und erstmalig wurden Blicke ins Tal möglich. Der Abstieg erfolgte über die tschechischen Seite und gegen 10.30 Uhr erreichten wir die Jelenka Baude (dt. Emmaquellenbaude, 1.263m NN). Endlich Zeit für ein verspätetes Frühstück mit Kaffee, Tee, Palatschinken (Eierpfannkuchen), Piroggen und gebackenem Käse… einfach herrlich.
Nach dieser Stärkung führte uns der Weg weiter hinab ins Tal zum polnischen Wintersportort Karpacz (dt. Krummhübel, 480m NN) und von dort aus wieder in den Karkonosze-Nationalpark. 
Der lange Aufstieg erfolgte über eine touristisch geprägte Region in Richtung Schlesierhaus. Nach gut 90 Minuten Aufstieg hatten wir die Wintersportregion hinter bzw. unter uns gelassen und die Wanderer waren wieder allein mit sich und der Natur. Die herrliche Nachmittagssonne gab den Blick auf die Baude und die Schneekoppe frei und nach weiteren 30 Minuten Wanderung erreichten wir gegen 16.30 Uhr die Unterkunft. Frühzeitig genug, um noch ein Abendessen zu bestellen, was an diesem Tag nur bis 17.30 Uhr möglich war.
Die gesamte Wanderstrecke bestand an diesem Tag ausschließlich aus Auf- bzw. Abstiegen (jeweils 1.000 HM) und die zurückgelegte Distanz summierte sich auf knapp 17 km.  
Wieder ging ein sportlich ambitionierter und von Vielfalt und Abwechslungsreichtum geprägter Tag zu Ende.
Wie an den vorherigen Tagen auch, starteten wir am letzten Tag unserer Schneewanderung vor der offiziellen Frühstückszeit. Alle noch verfügbaren Lebensmittelbestände wurden (in der abstrusesten Zusammenstellungen) verköstigt und pünktlich um 08.00 Uhr machen wir uns auf Weg in Richtung Karpacz. Der heutige Weg nach Karpacz führte bei traumhaften Kaiserwetter an der Schneekoppe vorbei in Richtung Samotnia Baude (dt. Kleine Teichbaude, 1.195m NN).  Dort machten wir eine ausgiebige Frühstückspause. Die Baude zählt zu den ältesten und schönsten Hütten im Riesengebirge und ist idyllisch an einem (zu dieser Jahreszeit zugefrorenen) Bergsee gelegen. Hütte und Bergsee liegen inmitten eines Gletscherkars mit über 200 Meter steil nach oben ragenden Felswände. Und das alles bei strahlend blauem Himmel… einfach eine traumhafte Kulisse. 
Nach einem sehr guten Frühstück führte der Weg weiter bis zum Ausgang des Nationalparks. Hierbei wurde der Weg immer touristischer und ganze Busladungen von Wanderern und Spaziergängern kam uns beim sanften Abstieg entgegen. 
Am Ein- bzw. Ausgang des Nationalparks endet der Wanderweg an der Stabskirche Wang. Hierbei handelt es sich um eine mittelalterliche norwegische Stabholzkirche aus Vang, die 1841 vom preußischen König Friedrich Wilhelm IV. erworben und in Karpacz wiederaufgebaut worden ist. 
Nach einer deutschsprachigen Führung durch die Geschichte der Kirche wartete bereits das bestellte Sammeltaxi auf uns, um uns zurück Szklarska Poreba zu unseren Fahrzeugen zu bringen.
Diese letzte (Halb-) Tagestour bescherte uns 8 km leicht zu bewältigenden Wanderweg durch eine herrliche Winterlandschaft.

Gern ziehe ich ein Fazit:
Ein schönes Fleckchen Erde, welches zu dieser Jahreszeit mit besonderen Bedingungen und Anforderungen aufwartet. Nichts für Jedermann aber auch nicht unüberwindbar für uns Flachlandtiroler. 
Es hatte sich eine homogene Wandergruppe gefunden, die erlebnisreiche Tage und Spaß miteinander verbringen durfte. Danke an Raphael für die Organisation und Dank an unsere polnischen Begleiter, Tomek und Mihaeł, die durch ihre Sprachkenntnisse und Erfahrungen im Riesengebirge wesentlich zum Gelingen der Tour beitragen konnten.
Auf dem Kamm des Riesengebirges liegt durchschnittlich an 180 Tagen im Jahr Schnee und die Statistik weist 250 Tage im Jahr starke Winde aus. Damit zählt die Region zu den windexponiertesten Gegenden Europas. Wir können das bestätigen!

Olf Weirauch


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